Re: Helmut Eisels Artikel


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Abgeschickt von Uta Mehlig am 16 Dezember, 2002 um 11:07:47

Antwort auf: Re: Helmut Eisels Artikel von Marianne Henkel am 16 Dezember, 2002 um 08:10:30:

Ich würde sogar noch ergänzen wollen, daß das was wir heute als "traditionelle" Klezmermusik bezeichnen nicht nur im Laufe der Jahrhunderte aufgesammelt und "eingebürgert" wurde, sondern daß diese Musik sich je nach Region, Gemeinde usw. auch schon vorher unterschiedlich entwickelt und vom "Ursprung" entfernt hat. Musik ist eben in Bewegung. Es gab also von Anfang an mehrere nebeneinander laufende Strömungen, die dann erst später zum heutigen Fluß "traditionelle" Klezmermusik zusammengeführt wurden. Ist das nicht vielleicht auch schon ein "künstlicher Überbau", werde ich der Musik durch Zuordnung und Benennung gerecht? Der Musik selber mit Sicherheit nicht! Barockmusik ist beispielsweise auch nicht gleich Barockmusik, nur weil sie so heißt. Barockmusik heißt auch nicht ausschließlich "ohne Vibrato spielen" oder "nur auf historischen Instrumenten spielen". Es gab Zeiten und Orte an denen man sich durchaus des Vibratos bediente. Und vielleicht hätten sich viele Komponisten solche Instrumente mit der Qualität von heute gewünscht, wer weiß? Auch hier gab es viele verschiedene Strömungen, und dennoch haben sie einen gemeinsamen "künstlichen" Namen, damit es uns Menschen möglich ist diese Musik grob einzuordnen (die Benennung ist nur für uns, nicht für die Musik). Um mehr über ein Stück aus der Zeit zu erfahren, muß ich mich damit intensiv beschäftigen und kann so herausfinden zu welcher "Strömung" es gehört.
Ich werde mich allerdings erst für Musik interessieren, wenn sie mich bewegt und angesprochen hat. Dann ist es mir aber auch völlig egal, ob die verschiedenen Strömungen unterschiedliche Namen haben, ich werde mich damit auseinandersetzten. In unserem Fall sind finde ich die unterschiedlichen Strömungen gut zu unterscheiden, denn schließlich vertreten Helmut Eisel und Giora Feidman ihren Ansatz klar und deutlich und haben so weit ich weiß nie den Anspruch erhoben "wir machen die einzig gute und wahre traditionelle Klezmermusik". Der Klezmer in ihrer Spielart ist tatsächlich nicht zu überhören. Schließlich nutzen beide ja auch das traditionelle Idiom. Gekoppelt mit der "Kli Zemer"-Begrifflichkeit und/oder anderen Musikrichtungen entsteht sowohl bei Giora Feidman als auch bei Helmut Eisel eine Musik, die in vielen Menschen etwas bewegt... - wer weiß, vielleicht entwickeln sich dadurch bei anderen wieder weitere Strömungen. Musik ist eben Leben!


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