Re: Helmut Eisels Artikel


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Abgeschickt von Katja Finkenbeiner am 16 Dezember, 2002 um 12:18:28:

Antwort auf: Re: Helmut Eisels Artikel von Uta Mehlig am 16 Dezember, 2002 um 11:07:47:

Hallo,

an den letzten Satz "Musik ist eben Leben!" möchte ich gerne anknüpfen und noch ein paar Worte hinzufügen. Diese haben zwar nicht direkt etwas mit "Klezmer" oder "Kli Zemer" zu tun, zeigen aber sehr schön, dass sich Musik nicht begrenzen läßt.

Dazu möchte ich den Sufi-Mystiker Hazrat Inayat Khan zitieren, der sagt, dass "die Musik des Universums der Hintergrund des kleinen Bildes ist, das wir Musik nennen. Unser Empfinden für Musik, unsere Liebe zur Musik zeigen, dass es Musik in der Tiefe unseres Wesens gibt. Musik ist hinter dem Wirken des ganzen Universums. Musik ist nicht nur das größte Objekt des Lebens, sondern sie ist Leben selbst. Hafiz, der wunderbare Dichter Persiens, sagt: "Viele sagen, dass Leben den menschlichen Körper durch die Hilfe der Musik erfüllt, aber die Wahrheit ist, dass das Leben selbst Musik ist." Was veranlasste ihn, dies zu sagen? Er bezieht sich auf eine Legende des Ostens, die uns erzählt, dass Gott eine Lehmfigur nach seinem eigenen Bild schuf und die Seele aufforderte, in sie einzugehen. Aber die Seele weigerte sich, gefangen zu werden, denn es ist ihre Natur, sich frei zu bewegen und nicht durch irgend etwas eingeschränkt zu sein. Da forderte Gott die Engel auf zu musizieren. Ihr Spiel brachte die Seele in Ekstase, und in diesem Zustand trat sie in den Körper ein, um die Musik noch besser zu vernehmen. Hafiz sagte: "Man behauptet, dass die Seele, als sie jenes Lied vernahm, vom Körper Besitz ergriff, aber in Wirklichkeit war die Seele selbst Gesang!"(aus Hazrat Inayat Khan: A Sufi Message Vol. II, S. 78 übersetzt in H. I. Khan: Vom Glück der Harmonie)

Außerdem sagt Hazrat Inayat Khan: "Wenn wir das Leben von einem philosophischen Standpunkt aus betrachten, erkennen wir, dass jeder Mensch einer Note in dieser Symphonie des Lebens entspricht; dass wir alle diese Symphonie des Lebens schaffen, indem ein jeder die Musik beiträgt, die zu dieser Symphonie nötig ist. Aber wenn wir unseren eigenen Anteil in dieser Lebenssymphonie nicht kennen, dann ist es so, als ob eine der vier Saiten einer Violine nicht gestimmt ist und darum nicht die Musik hervorbringen kann, die sie sollte. So sollten wir jenen Teil hervorbringen, für den wir geboren wurden. Wenn wir nicht das beitragen, was wir sollten, sind wir nicht in Übereinstimmung mit unserer Bestimmung. Nur wenn wir jenen bestimmten Teil spielen, der zu uns gehört, werden wir Befriedigung finden. (aus Hazrat Inayat Khan: A Sufi Message Vol. VI, S. 34 übersetzt in H. I. Khan: vom Glück der Harmonie)

Und das gilt sowohl für unser Leben als auch unsere Musik und unser Musikschaffen. Jeder geht seinen Weg und nimmt dabei seine ganz eigene Entwicklung. Warum sonst fühlen wir uns in einem Eck der Musik wohler als im anderen? Das Mit- und Nebeneinander macht die Vielfalt des Lebens und der Musik aus. Ob sich diese nun Klezmer, Kli Zemer, Jazz, Rock, Pop oder sonst wie nennt, ist letztlich egal. Denn Musik ist einfach zu schön, als dass man sich über irgend welche Musikstile streiten sollte. Musik ist Musik! Jegliche Begrifflichkeit ist allein unser (Erklärungs-)Versuch das große Mysterium der Musik zu fassen. Wir würden doch so gerne alles verstehen und erklären können, was wir tun. Dennoch bleibt jede Musikbezeichnung, jeder Musikstil, jedes in Worte fassen eine Facette des Gesamtbildes. Ein Gesamtbild, das sich aber letztlich gar nicht in Worte fassen lässt. Deshalb lasst uns doch alle gemeinsam daran weiter "malen".

Viele Grüße
Katja



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