Abgeschickt von Gus am 24 November, 2000 um 09:53:43
Antwort auf: Anregung sich mit einem Buch "Klezmer-Musik" auseinander zu setzen von Baumann am 23 November, 2000 um 21:51:25:
Meiner Ansicht nach haben die Autoren relativ wenig Wissen darüber was Klezmer ist, woher er kommt, wo und warum er inzwischen wieder populär geworden ist.
Bei dem Begriff "wirklicher" Klezmer stellen sich bei mir schon die Haare auf. Das ist leeres Gewäsch.
Abgesehen davon kennt man gerade in Israel Klezmer relativ wenig.
Das Zentrum der Klezmer-Musik liegt eindeutig in Amerika und dort in New York. Das ist nun mal so.
In der Klezmer-Gemeinde (vor allem natürlich im Amerikanischen) gibt es schon seit einigen Jahren eine heftige Diskussion über die Legitimität der deutschen Beschäftigung mit der Musik (Judenvervolgung, WW2 usw.)
Naturgemäß gibt es bei solchen Diskussionen immer unterscheidliche Lager, mehr oder weniger radikal in die eine oder andere Richtung tendierend. Das ist gut so. Man muß sich mit der Verganngenheit auseinandersetzen und gerade hier in Deutschland besonders intensiv.
Ich bin aber auch der Ansicht, daß man sich mit Klezmer-Musik auseinandersetzen KANN,
wenn man den kulturpolitisch religiösen Hintergrund zurückstellt. Gerade weil Klezmer eine mulitlkulturelle Entstehungsgeschicht hat (Einflüsse aus vielen Kulturen).
Gibt es den Artikel aus "JAZZTHETIK" online?
: Es hat eine ziemlich merkwürdige Kritik über beide Bücher in der Jazz-Zeitschrift "JAZZTHETIK" gestanden.
: Die Autoren des Buches "Klezmer-Musik" beziehen selbst auch eine sehr merkwürdig-fragWÜRDIGE Stellung zu der aktuellen Klezmer-Musik im Sinne von: Das, was sich Klezmer-Musik nennt, ist nichts anderes als "verkommen"-zialisierter Klezmer-Revival, welcher wenig(er) ernst genommen werden sollte. Die These der Autoren besteht darin, dass "wirklicher" Klezmer den religiös-jüdischen Hintergrund bedarf, welcher mit der Judenverfolgung in Osteuropa und nicht zuletzt durch die Judenvernichtung im Nazideutschland ausgerottet worden ist. "Nur(?!)" noch bei den orthodoxen Juden in Israel, so die Autoren, besteht eine Hoffnung, dass dort die Klezmer-Musik eine (neue/ wirkliche)Chance hat.
: Es scheint mir wichtig zu sein, dass der kulturpolitisch-historische Hintergrund für eine "Ortsbestimmung" für Klezmer in Deutschland wichtiger denn je ist. Dies um so mehr, da der Antisemitismus einerseits zu zunehmen scheint und ein unreflektierter Klezmer-Revival andererseits was zukleistern könnte, wo wir Deutschen immer noch in der Pflicht sind, das "Kulturloch" von 33 bis 45 aufzuarbeiten. Die konstruktiv-kritische Auseinandersetzung mit der Klezmert-Musik in Deutschland könnte diesbezüglich eine Chance sein.