Kommentar zu einzelnen
Stücken:
Das Gesicht einer Band ist ihr Repertoire
– beim Trio Galitzyaner Klezmorim frage ich
mich, wieso noch eine Instrumentalversion
von Di Sapozhkelekh dem allgemeinen Repertoire
hinzugefügt werden mußte, und was wohl Hava
Nagila auf der CD sucht.
Eine überaus interessante CD. Die
Szene um das Krakówer Kazimierz-Viertel wächst
und wächst, zu verdanken den numehr 12 Jahren
Jüdisches Festival in der alten polnischen
Königsstadt. Ein Trio ist es diesmal, auch das
gab es von dort bereits, wieder stammen die
Musiker von der Musikakademie. Drei hervorragende
Instrumentalisten, zudem – vorzugsweise spreche
ich hier von der Klarinettistin und dem Akkordeonisten
– äußerst besattelt in Sachen Stilistik und
Ornamentierung. Der Ton der Klarinette ist sehr
schön, stilistisch und seitens der Arrangements
stehen sich Klarinette und Akkordeon sehr nahe.
Man ist versucht, nach Kurt Bjorling und Alan
Bern als Mentoren hinter den Musikern zu suchen,
die mit BOW
jahrelang Workshops beim Festival spielten,
was den Musikern ihre Eigenständigkeit nicht
abspricht, sondern die Qualität ihres Stils
noch betont.
Der Bassist, so er begleitet, zupft den Baß
zumeist in geraden Rhythmen, was einigen der
Stücke einen “israelischeren” Charakter verleiht,
als sie ihn möglicherweise beanspruchen. Im
letzten Stück wird der Rhythmus gestrichen und
gibt eine angenehme Bodenhaftung. Alles in allem
souverän und virtuos gespielt, ohne die Homogenität
des Duos aus Klarinette und Akkordeon zu erreichen.
Alle Instrumente spielen Solis, die den Stücken
meist vorangestellt sind. Eine gewisse Gleichförmigkeit
der Arrangements mindert zwar den Reiz, jedoch
nicht die stilistische Qualität der CD. Die
Klarinettistin kann man womöglich als Entdeckung
betrachten. Im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen
bedenkt sie die tonalen Tiefen des Instruments
mit der gleichen Aufmerksamkeit wie dessen tonale
Höhen.
Über die Arrangements erfährt man im Booklet
nichts, obwohl es, besonders bei einigen der
Bearbeitungen traditioneller Stücke, einiges
zu erfahren gäbe. Im Gegensatz zur Bookletinformation
(“trad.”) stammt die Musik von Bei mir… von
Sholem Secunda.
Eine in den Arrangements und der Auswahl des
Repertoires nicht hundertprozentig stimmige,
jedoch interessante und hochwertige CD. In Kraków
tut sich einiges.
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