Im Vergleich zu
Future & Past
klingt das zweite Album folkiger, mir persönlich
gefällt die eher “klassische” Abmischung auf
dem ersten Album besser. Verstärkt wird dieser
Eindruck von Sapozniks Wechsel von Violine auf
Banjo: von nun an gehörte die Banjo-Sekund zum
Klang von Kapelye. Auf diesem Album nun wurde
versucht, das Banjo wie eine Gitarre abzumischen;
bei späteren Aufnahmen klingt es wesentlich
härter und erfüllt die Rolle eines Perkussionsinstrumentes
(über Sapozniks rhythmische Zaubereien auf dem
Instrument grübelte so mancher Mandolin- und
Gitarrist). Näheres über den Sound dieses Albums
erfährt man auch, wenn man den Klang der Klarinette
bei Track 1 und, sagen wir, Track 12 vergleicht.
Kapelye traten beinahe jeden Abend während
der drei Wochen Aufnahmezeit live auf. Einerseits
ist das von Vorteil: neue Ideen können vor der
Aufnahme live getestet werden, die Band ist
eingespielt (das kann man hören). Von Nachteil
ist jedoch, daß die Musiker erschöpft sind:
tagsüber im Studio, abends live spielen, und
das über drei Wochen, kann schlauchen. Auch
vermißt man beim genauen Hinhören die eine oder
andere Feinheit, die man auf Future
& Past hören konnte. Erschöpfungserscheinungen
hört man namentlich bei Ken Maltz (allerdings
muß man genau hinhören), der als Klarinettist
auf dieser tour de force wohl am allermeisten
gefordert war.
Die Höhepunkte dieser Platte sind die Lieder.
Levine, With Your Flying Machine, das
der Platte den Namen gab, ist Ausdruck jüdischen
Stolzes auf einen Helden der Neuzeit, A Glezele
Mashke (eine der schönsten Versionen dieses
Liedes) und Di Khasene Iz Geven In Der Kazarme
sind wunderschöne Interpretationen von Michael
Alpert (bei ersterem kongenial von Lauren Brody
auf dem Akkordeon begleitet). Und Henry Sapozniks
Version (und seine dafür geschriebene letzte
Strophe) von Lenin Un Trotsky sind
witzig und anrührend zugleich. Sapozniks Großvater
war Trotzkist, zusammen mit seinem Idol kann
man ihn auf einem Foto im Trotzki-Museum in
Mexico-City sehen.
Ein typisches zweites Album. Schwächer und
unentschiedener als das erste, ist es doch,
insbesondere der z.T sehr sensibel aufgenommenen
Lieder wegen, ein Klassiker. Es deutet sich
an, daß die wesentlichen Veränderungen der Band
konzeptioneller Art sein werden (s. Sapozniks
Bemühungen um Levine).
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