Kommentar zu einzelnen
Stücken:
Aman ist ein lebhaftes rhythmisches
Lied, in russisch (?) gesungen. Leider klingt
die Stimme, als würde sie hinter der Gruppe
stehen – etwas herausgepreßt.
A Glezl Vayn, eine interessante
Adaption des Stückes (siehe auch
Klezmatics – shvaygn = toyt).
Es ist einen Deut schneller gespielt als letzteres
– das tut dem Lied gut.
Als sehr flotter Tanz gefällt mir
Cirpansko Hora mit am besten. (Würde
mich interessieren, was/wer diese Eigenkpmposition
inspiriert hat...) Vor allem die Percussion
im Hintergrund ist gelungen.
Araber Tants, eines der bekanntesten
und meistgespielten Stücke von Naftule
Brandwein. Vorliegende Interpretation ist
eher langsam mit einem Schwerpunkt auf das Schlag-beiwerk.
Stepil Dobri ruhiges Lied
gesungen von Alexandra Dimitroff (russisch,
slavisch, koratisch???)
Aj zajdi zajdi jasno sonce Vranjanskji
Ekspres (möge die klare Sonne untergehen...oder
so) ein schönes Stück mit einem ruhigen Anfang.
(Wäre interessant zu erfahren, woher das Stück
kommt.) Arrangiert jedenfalls von K. Mustapha
(einer von den 3 Mustaphas?)
Asi pare‘ fröhliches Melodie-Stück.
Auch ein Höhepunkt der CD.
Salut Naftule Hommage an
den großen alten Klarinetten-Mephisto.
Lebedik Naftule Bulgar –
Brandwein gehört offensichtlich zu den Favoriten
der Gruppe.
Nokh a glezl vayn ursprünglich
ein Stück von Dave Tarras (aus dem Jahr 1927)
im Stile einer rumänischen Doina.
Üsküdar , türkischer Standard
aus den 20er Jahren (u.a. von Naftule Brandwein
eingespielt). Eine schöne Version (eine weitere
hörenswerte gibt‘s auf der CD “source” von Matt
Darriau + Paradox Trio, gesungen von L. Sklamberg).
Ruska Slatna unscheinbares,
nettes Stück.
Chava Eigen-komponierter
mutiger Mix – mehr von sowas!
(Das Stück, das der Gruppe seinen Namen gegeben
hat, ist nicht auf der CD – schade.)
Anmerkungen zu den Stücken von
Johannes
Kevenhörster:
AMAN ist macedonisch.
Cirpansko Horo ist inspiriert von bulgarischer
Musik, der Horo ist einer der Nationaltänze
in Bulgarien.
"Aj zajdi zajdi jasno sonce" ist das
langsame Intro zu "Vranjanskij Ekspres",
beides kommt aus Serbien, wobei das Intro trad.
und das Vranjanskij (erst "i", dann
"j") von Dinulovic. K.Mustapha ist
einer der 3M3.
Asi Paré kommt von der Insel Martinique und
ist ein Beguine (Tanz, der in den Dreißigern
dort sehr populär war)
Ruska Slatna ist ebenfalls aus Bulgarien
PS (gus): 3M3 meint die Gruppe Three Mustapha
Three - legendäre Gruppe, dies inzwischen leider
nicht mehr gibt...
Fazit:
Ihre erste CD ist eine durchgängig ordentliche
Angelegenheit, die Herz und Tanzbein erfreut.
Musikalisch vermischen sie balkanische Musiktradition,
einen starken Bläsersatz mit russisch angehauchten
Tönen und eben auch einige (viele) Tupfer Klezmer-Musik.
Das Design der liner notes ist
sehr ansprechend, leider fehlen jedoch wissenswerte
Angaben zu den jeweiligen Stücken (gerade weil
nicht klar ist woher die Stücke kommen, wären
ein paar Worte dazu ganz nett – auch wenn‘s
vielleicht nicht ganz zum cool minimalistischen
Design paßt).
Bewertung:
Interpretation
Virtuosität
Spielfreude
Aufmachung
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