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Jerewan

(Besprechung: Heiko Lehmann )

Jerewan - Balkanblues & Kaukabilly
Loewenzahn/HeiDeck 2000
Heideck HD 002/00

Die Besetzung:
Franka Lampe (Akkordeon, Gesang)
Carsten Schelp (E-Gitarre, Mandoline, Gesang)
Jan Hermerschmidt (Klarinette, Gesang)
Harald Chr. Thiemann (Schlagzeug)
Walter Schütz (Bass)

 

Lieder:

  1. Kemençiçi Giorgi (3:55)
  2. Triti Puti (2:38)
  3. Preszkacanka (5:24)
  4. Melachrino (3:56)
  5. Bayram Ak¥am¥nda (3:59)
  6. Erzurum Shuffle (3:35)
  7. Manga Jipo (2:44)
  8. Gankino Oro (3:10)
  9. Tsestos (4:05)
  10. Cay Hardall¥ (0:14)
  11. Tschai Schukarie (5:51)
  12. More Sokol Pie (4:38)
  13. Kopenitsa (4:04)
  14. Rakkas (4:25)
Jerewan
 

Diese CD hat oberflächlich gesehen wenig mit Klezmer-Musik zu tun. Die Tatsache daß mit Franka Lampe, Carsten Schelp (la´om) und Jan Hermerschmidt (Aufwind) drei Klezmer-Musiker Teil der fünfköpfigen Band sind, rechtfertigt allerdings eine Besprechung bei klezmer.de.

Franka Lampe und Carsten Schelp haben den größten musikalischen Input zur CD geleistet. Lampe als Bandleader hat den Rhythmus fest im Griff, die exzellenten Ko-Musiker geben ihr viel Freiheit, ihre Virtuosität auf dem Akkordeon zur Geltung zu bringen. Sie nutzt dies und spielt sich aus. Wer Aufnahmen von bulgarischer Musik kennt (empfehlenswert: Yuri Yunakov Ensemble), kann ermessen, wie hoch die Qualität ihres Spiels und auch ihres Singens ist.

Obwohl mir der CD-Titel etwas an den Haaren herbeigezogen scheint, ist er hier Programm. Jerewan schaffen es, Crossovers zu präsentieren, die keinem der verwendeten Stile Gewalt antun. Dies hat Gründe, und diese Gründe liegen bei den Musikern. In erster Linie sind dies, von erwähnter Bandchefin abgesehen, Carsten Schelp und Harald Chr. Thiemann. Schelps andere musikalische Wurzeln liegen im weitesten Sinne beim Blues: Blues, Rhythm and Blues, selbst Country Music (das Vorspiel zum 2. Titel!). Diese Begabungen setzt er seinen Kenntnissen von Balkan-Musik entgegen, das Ergebnis ist erstaunlich gut. Harald Chr. Thiemann, neu bei Jerewan, bringt mit seinem Schlagzeug eine professionelle Erdigkeit in die Musik der Band, die zusammen mit Schelps Blues und den Arrangements Verzückung auslösen kann (s. Zwischenspiel bei Titel 3). Erwähnenswert übrigens ist Schelps Gesang.

Jan Hermerschmidt befaßt sich seit Jahren mit Balkan-Musik und hinterläßt auf dieser CD als neuer Jerewan -Klarinettist einen positiven Eindruck. Seine Ausdrucksmöglichkeiten sind erheblich gewachsen. Walter Schütz am Kontrabaß spielt souverän und konsequent, als mahnte er die Band, mit den Füßen auf dem Boden zu bleiben.

Jerewan hat es mit der zweiten CD geschafft, sich künstlerisch endgültig zu etablieren. Hut ab vor der künstlerischen Leistung von Franka Lampe und Carsten Schelp, ohne zu vergessen, daß der Sound dieser CD eine Kollektivleistung ist. Und Glückwunsch an Loewenzahn: das Leipziger Label ist mit der Wahl dieser Berliner Band über den eigenen Schatten gesprungen.

Bewertung:
5-ausgezeichnet
 Interpretation
5-ausgezeichnet Virtuosität
6-hervorragend Spielfreude
4-sehr gut Aufmachung

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