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2. Klezmology
Typische Instrumente

   

Typische Instrumente

Das am meisten mit Klezmer-Musik identifizierte Instrumentist die Geige, in der Klezmer-Sprache genannt Varplye, Verplye oder Verfli. Der “Fiddler” war lange Inbegriff des Klezmer. Man nimmt an, daß die viersaitige Geige, so wie wir sie heute kennen, ab dem siebzehnten Jahrhundert eingesetzt wurde. Durch ihren großen Tonumfang von bis zu vier Oktaven und ihre unzähligen klanglichen Möglichkeiten, lassen sich unterschiedlichste Emotionen in melodischen Verzierungen ausdrücken. Oft wird die Vielseitigkeit der Geige mit der menschlichen Stimme verglichen:

    “In beauty and emotional appeal its tone reveals that of its model, the human voice, but at the same time the violin is capable of particular agility and brilliant figuration, making possible in one instrument the expression of moods and effects that may range, depending on the will and skill of the player, from the lyric and tender to the brilliant and dramatic.” (Boyden 1980:819)

Diese Ausdrucksstärke machte die Geige jahrhundertelang zum meistverwendeten Solo- oder Leitinstrument in Klezmer-Ensembles.In Amerika verlor sie jedoch schnell an Bedeutung und nach den zwanziger Jahren verschwand sie fast vollständig aus der Klezmer-Musik. Das lag zum Teil an neuen Anforderungen. Die Geige war z.B. bei Plattenaufnahmen mit der damaligen Technik ungeeignet, da sie von den anderen Instrumenten übertönt wurde. Erst in den letzten Jahren ist die Geige als Klezmer-Instrument in den USA wieder in Mode gekommen.

Bereits in Osteuropa begann die Klarinette, auf Klezmer-Jiddisch Foyal oder Vorsht, langsam den Platz der Geige einzunehmen. Ab der Mitte des letzten Jahrhunderts stieg das Interesse an dem Holzblasinstrument bei den Klezmorim, in Amerika verdrängte sie die Geige gänzlich und wurde zum bevorzugten Soloinstrument nicht nur bei Plattenaufnahmen. Durch ihren warmen und zugleich weit tragenden Klang war die Klarinette das ideale Instrument, um sich bei Aufnahmen, in den Orchesterböden der Theater und im Radio als Melodieinstrument durchzusetzen. Die Konstruktion der Klarinette ermöglicht ebenfalls viele Verzierungstechniken. Mit ihr konnten fast all die Melodieornamentierungen, die sich mit der Geige schon eingebürgert hatten, übernommen und weiterentwickelt werden. Zwei Klarinettentypen finden sich in der Klezmer-Musik besonders häufig: die C-Klarinette und die von den meisten Klezmorim wegen ihres dunklen, vollen Klanges bevorzugte B-Klarinette.

Geige und Klarinette sind unbestritten die wichtigsten Melodieinstrumente in der Klezmer-Musik. In Osteuropa fanden sich noch zwei weitere typische Klezmer-Instrumente, die beide ihre Bedeutung in den USA völlig verloren: die Flöte und das Zimbl. Die Flöte, auch Schtolper genannt, ist eines der ältesten Instrumente der Aschkenasim und lebt heute fast nur noch in der Erinnerung und auf wenigen Plattenaufnahmen weiter. Spätestens mit der Klarinette wurde sie völlig aus den Hochzeitsensembles verdrängt.

Das Zimbl, ein trapezförmiges Hackbrett, das in Osteuropa weit verbreitet ist, konnte sowohl als Solo- oder als Begleitinstrument eingesetzt werden. Man nimmt an, daß es seit dem sechzehnten Jahrhundert in der Klezmer-Musik seinen Platz hatte. In frühen Plattenaufnahmen finden sich einige Duos mit Geige und Zimbl wieder, die eine Vorstellung von den virtuosen Möglichkeiten des Instruments geben. Das Zimbl konnte, wie die Flöte, in Amerika zuerst keinen Fuß fassen. Für eine Wiederentdeckung des Hackbretts während des Klezmer-Revivals zeichnet sich vor allem der Musiker und Musikethnologe Zev Feldman verantwortlich. Seit wenigen Jahren wird es von vielen Bands wieder häufiger gespielt.

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Als Instrumente, die die Melodie in der jeweiligen Harmonie unterstützen, werden in kleineren und größeren Ensembles insbesondere seit den zwanziger Jahren in den USA Akkordeon, Piano, Saxophone, Posaune, Trompete und gelegentlich auch Baß eingesetzt. Blechblasinstrumente wurden wegen ihres lauten Klanges besonders bei frühen Plattenaufnahmen gerne verwendet und etablierten sich in den an der Bigband-Musik orientierten jüdischen Bands bis heute. In aufwendiger arrangierten Stücken oder großzügig besetzten Ensembles können Klarinette und/oder Geige zusätzlich eine Funktion als Harmonieinstrumente übernehmen.

Als Rhythmusinstrumente wurden in Osteuropa der Baß, von den Musikern Verbl genannt, einfache Trommeln, sogenannte Tschekal/Tschikal, die Baßtrommel, genannt Puk oder Baraban und verschiedene andere Perkussionsinstrumente hinzugezogen. Das moderne Schlagzeug wurde bald nach seiner Erfindung zu Beginn dieses Jahrhunderts von den Klezmorim übernommen und erhielt schnell einen festen Platz. In den amerikanischen Klezmer-Ensembles werden manchmal auch Instrumente, die eigentlich die Melodie des Stückes doppeln, zur “rhythm-section” gezählt. So z.B. die Posaune, das Banjo und die Tuba. Nicht immer ist der Unterschied in der Funktion bei diesen Instrumenten auf Aufnahmen eindeutig zu hören. Er ergibt sich häufig mehr aus der Plazierung der Musiker auf der Bühne.

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