Re: Helmut Eisels Artikel


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.klezmer.de ]

Abgeschickt von Uta Mehlig am 12 Dezember, 2002 um 23:17:57

Antwort auf: Re: Helmut Eisels Artikel von Heiko Lehmann am 12 Dezember, 2002 um 12:28:05:

Ich habe den "Dialog" über Helmuts Artikel mit Interesse verfolgt. Über Dialogfähigkeit wollen wir hier lieber nicht sprechen, Heiko!
Ich finde es erschreckend, wie festgefahren man sein kann. Musik ist überall und zu allen Zeiten einem Weiterentwicklungsprozess ausgesetzt gewesen und wird es auch immer sein. Musik ist doch keine starre Angelegenheit. Natürlich muß ich mein Handwerk (in diesem Fall das Instrumentalspiel) beherrschen, bevor ich eine qualitativ gute Leistung bringen kann. Selbstverständlich muß ich mich mit dem theoretischen Umfeld der Musik (musiktheoretisch und musikwissenschaftlich) die ich mache angeeignet und mich damit auseinandergesetzt haben. Aber warum soll ich nicht das, was mir daran besonders gefällt mir zu eigen machen, es weiterentwickeln und weitergeben? Anders gedreht, was nützt mir, wenn ich mich mit der Musik auseinandergesetzt habe, alles technisch perfekt abliefern kann, aber nichts dabei überkommt, weil die Musik nicht mit meinem eigenen Empfinden und meiner eigenen Interpretation belebt worden ist? Klar, wenn ich mich damit beschäftigt habe werden Empfindungen geweckt und Dinge verständlich, die vorher nicht klar waren usw. Warum gibt es dann aber einerseits Musik, die mich persönlich direkt berührt und warum gibt es welche, zu der ich selbst nach langem Üben und "Bücherwälzen" keinen Zugang bekomme? Zu Klezmermusik habe ich sofort einen direkten Draht gehabt. Ich wollte diese Musik machen, weil sie mir sofort gefiel, da ich mit Improvisation zu dem Zeitpunkt noch kaum Erfahrung hatte, bin ich den Weg "Kli Zemer" gegangen. Dieser Weg hat mir nicht nur die Klezmermusik (übringens durchaus traditionelle Klezmermusik einschließlich theoretischem Fachwissen) noch näher gebracht, ich habe auf diesem Wege auch durchaus erfolgreich einen Zugang zum Improvisieren bekommen. Durch das Improvisieren habe ich mein Instrument von einer ganz anderen Seite kennen gelernt und man höre und staune, mein Spiel hat sich sogar technisch verbessert - nicht, weil ich mehr übe...
Ich bin übrigens der Meinung, daß sich tatsächlich jeder gute Musiker als "Gefäß des Liedes" verstehen sollte. Das bedeutet doch nicht, daß jeder gute Musiker als "Klezmer" getauft wird. Wer sich aber mit der Musik und ihrer Herkunft ganz bewußt auseinandergesetzt hat, sich damit identifizieren kann, diese Musik weiterentwickelt und weitergibt, warum sollte der sich nicht so nennen? Daß der Begriff "Klezmer" die Worte "Kli Zemer" beinhaltet ist doch wunderbar. Das sollte jeden Klezmorim freuen. Genauso sollte es jeden Menschen freuen, daß er einfach nur so oder vielleicht auch mal ganz bewußt atmet. Wir sollten nur nicht vergessen auch der Musik Platz zum Atmen zu lassen.



Antworten:



Ihre Antwort

Name:
E-Mail:

Subject:

Text:


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.klezmer.de ]