Aktualisierung bei klezmer.de

virtual klezmer Forum: An klezmer.de: Aktualisierung bei klezmer.de

AndreaPancur

Donnerstag, den 15. September, 2005 - 19:04
hallo ihr,
eine mailingliste fände ich auch hervorragend, genau aus den von christian genannten gründen. dass klezmer out ist, glaube ich nicht. stimmt, der boom ist vorbei, aber das halte ich für eine völlig normale und auch gute entwicklung. darüberhinaus ist's nicht nur im klezmerbereich schwieriger geworden, sondern im gesamten kleinkunstbereich. die veranstalter buchen halt keine jungen unbekannten gruppen mehr, sondern nur noch die gut eingeführten namen. die öffentlichen gelder fließen (fast) gar nicht mehr, dennoch muss am abend die kasse (auch) für den veranstalter stimmen. das fördert nicht gerade die risikobereitschaft. ich will da jetzt gar nicht lange drüber weinen, sondern für uns aktive musiker (und sänger, witz am rande...)heisst das, dass wir uns halt was einfallen lassen müssen, wie wir das publikum mit neuen programmen in die konzertsäle bringen. und wenn ich mich so umgucke, passiert doch recht viel. die tickles sind sehr aktiv mit ihrer klezmer alliance, und christian, von dir kann man auch nicht behaupten, dass du dich auf deinem sofa einigelst. und ich glaube, ich bin in münchen auch nicht ganz untätig...
herzliche grüße
andrea

Christian Dawid

Mittwoch, den 14. September, 2005 - 17:56
Mit dem zugegebenermaßen provokativen Statement "Klezmer ist out" wollte ich nur sagen, daß Klezmer nicht mehr im Trend ist und das außermusikalische Interesse daran deshalb stark abgenommen hat. Das finde ich sogar ganz erfrischend.
Auch ich glaube (und sehe), daß Klezmer ein Publikum hat, und weiter haben wird.
Aber die Sensation ist gewesen, das Revival vorbei. Was bleibt, ist Musik!

Günther

Mittwoch, den 14. September, 2005 - 17:04
Hallo!

Nachdem ich in letzter Zeit auch nicht ganz untätig auf
klezmer.de war, will ich gerne meine Sicht der Dinge schildern.
Zunächst glaube ich nicht, dass Klezmer per se out ist in
Deutschland. Ich kenne natürlich nur die Situation hier in
Österreich besser, verfolge die Szene in Deutschland aber
auch. Wenn man von den Besucherzahlen beim letzten
KlezMORE-Festival in Wien ausgeht, dann kann man nicht
behaupten, dass kein Interesse von Seiten des Publikums da
wäre. Die Konzerte waren gut bis sehr gut besucht, bis auf ein
paar Ausnahmen vielleicht. Wenn man das auch vor dem
Hintergrund sieht, dass hier zum überwiegenden Teil kein
traditioneller Klezmer geboten wurde, erstaunt das umso mehr.
Ob das Publikum in Wien mehr interessiert ist als anderswo
bezweifle ich.

Also das Interesse an der Musik ist denke ich da. Zumindest ist
es groß genug, um eine Seite wie klezmer.de neben dem
Klezmershack zu rechtfertigen. Gerade auch deshalb, weil ich
sicher nicht der einzige bin, der über ein Thema Informationen
bzw. Austauch mit Gleichgesinnten in seiner Muttersprache
sucht. Zusätzlich zum englischen Angebot, und nicht anstatt.
Wobei es sicher auch viele Leser von klezmer.de gibt, die das
Klezmershack nicht kennen bzw. nicht lesen, ganz zu schweigen
von der Jewish-Music-Mailing-Liste. Und gerade für diese
Menschen sollte es auch die neuesten Infos über die Szene auf
deutsch geben.

Das ist auch der Grund, warum *ich* hier Rezensionen schreibe.
Es kommen regelmäßig CD's von sehr guten Leuten heraus, die
es aber aus verschiedenen Gründen nicht in die Plattenläden
schaffen. Und wie sonst soll man diese Musik bekanntmachen,
wenn man nicht darüber schreibt und spricht? Die Insider
besorgen sich die CD's auf Konzerten, aber damit bleibt die
Musik lediglich einem kleinem Kreis bekannt.

Was die Reaktionen der Leser betrifft: ja, die wären
wünschenswert. Denn es stimmt: wie weiß ich denn, ob meine
Beiträge positiv aufgenommen werden, oder ob sie von den
meisten eh nicht gelesen werden? Da wäre es gut, wenn man zu
jedem Artikel einen Kommentar posten könnte, so wie
neuerdings beim Klezmershack. Auch mir geht es nicht ums
Lob, sondern um einen Austausch.

Ich hätte sicher schon wieder drei bis fünf CD's, die ich
besprechen könnte. Erst dieses Wochenende war ich auf einem
Konzert einer Gruppe aus Moldawien, die wirklich sehr, sehr gut
waren. Aber ich bin echt am überlegen, ob sich das auszahlt,
wenn so wenig Feedback kommt bzw. wenn nicht auch andere
mehr schreiben. Weil natürlich schreibe ich nicht nur ganz gern,
sondern lese auch Kritiken von anderen.

Günther

gus

Mittwoch, den 14. September, 2005 - 15:56
Hallo Karen,

Mist! Gerade hatte ich meine Antwort fertig auf die beiden Postings von Peter und Christian, schon nimmst Du mir zum Teil den Wind aus den Segeln. Jetzt kann ich mein Posting in die Tonne stampfen ;-)

Was ich zu Peters Kommentaren sagen wollte:
Es ist vollkommen in Ordnung dass Du und jeder Musiker ihren Link platzieren wollen. So solls ja auch sein. Und dass nachgefragt wird wenn ich mal wieder nicht in die Pötte komme ist auch verständlich. Ich würde es genauso machen. Nur in der Vergangenheit sind ein paar Mail eingetrudelt die man auch freundlicher hätte formulieren können.

Sowohl Christian als auch Karen haben natürlich Recht und es auch sehr treffend formuliert. Die Aspekte spielen sicher eine Rolle. Aber sie lassen doch für mich einige Punkte offen.

1. Der Mensch ist träge. Sicher. Aber nicht immer. Ich bin ja viel (beruflich und privat) im Internet unterwegs und das auch nicht erst seit Gestern. Ich kenne eine ganze Menge communities die ganz wunderbar funktionieren und bei denen es viel Spass macht mitzumachen und zu lesen. Die Anzahl der Beteiligten ist dabei nicht unmittelbar entscheidend. Auch einige 100 können Beachtliches zustande bringen.

2. Worüber reden? Stimmt auch. Zum Teil. Themen denke ich gibt es genügend über die man diskutieren könnte. Das Forum wird momentan nicht dazu verwendet sondern u.a. dazu, billig an Noten zu kommen. Daran wäre ja nichts weiter auszusetzen. In einer guten community hilft man sich gegenseitig. Aber wenn die Gemeinschaft nur aus Fordernden besteht, fehlen die Geber. Nur mit einem ausgewogenen Verhältnis an Gebenden und Nehmenden funktioniert das.

3. Rückmeldung. Absolut. Rückmeldung wäre sehr wichtig. OK, über meine weblogs kann ich sehen wieviele Nutzer die jeweiligen Seiten aufgerufen haben. Aber diese Informationen sind im Grunde wertlos. Was hilft es mir zu wissen, das xy 247 mal geklickt wurde? Viel wichtiger wäre zu wissen ob jemand mit dem Geschriebenen etwas anfangen kann. Ja, woher soll ich denn wissen ob klezmer.de nicht vollkommen überflüssig ist und sich nur gelegentlich ein paar Leute verlaufen aber ansonsten alles Geschriebene ungehört verhallt?
Hier hat Karen Recht und hier kommt auch das mit der Motivation ins Spiel: Wenn mir keiner sagt dass das was ich mache wichtig ist, dann gehe ich lieber gut Essen anstatt meine wenige freie Zeit zu verplempern.
Warum mache ich also klezmer.de überhaupt? Um mich zu profilieren? Wohl kaum (-> Pseudonym). Aus wirschaftlichen Gründen? Ich könnte sicherlich Bannerwerbung schalten und damit ein paar Euro verdienen oder als affiliate CDs verkaufen. Wie das geht weiss ich sehr gut. - Ja, vielleicht wäre das ja eine Alternative? Aber ob dann das Motto "unabhängig, werbefrei, kompromisslos" noch gilt?

Ein engagiertes und motiviertes Weiterführen der Site macht nur Sinn wenn ich das Gefühl habe dass ich die Kultur und Musik weiterbringe.
Um nicht mißverstanden zu werden: Ich will keine Lobeshymnen. Hundert mal lieber lese ich kritische Vorschläge, Anregungen, Gedanken, usw.

Vielleicht ist ja auch die Erkenntnis aus dieser Diskussion dass ein spezifisch deutsches Forum für klezmer nicht gebraucht wird und der klezmershack als weltweites Zentralorgan ausreichend ist. Ich hatte bis dato eine andere Ansicht, aber man kann sich ja auch täuschen...
Vielleicht ist Klezmer ja komplett out oder war es in Deutschland immer schon jenseits einer esotherischen Betroffenheits-Oberflächlichkeit? Und in einem Kinderplanschbecken taucht man ja auch nicht mit Sauerstoffflaschen...

In der letzten Zeit ist des öfteren (wie auch von Christian) der Vorschlag gekommen, doch eine Mailingliste einzurichten nach dem Vorbild des Klezmershack. Ich nehme die Anregung gerne auf. In den nächsten Tagen werde ich eine Liste aufsetzen und kommunizieren. Ich würde mich freuen wenn dort Diskussionen zustande kommen würden. Das wird aber auch nur dann funktionieren wenn sich Leute aktiv daran beteiligen. Ich werde sie gerne moderieren, leben müßt IHR sie...

schöne Grüße,
Stefan (gus)

Karen

Mittwoch, den 14. September, 2005 - 10:48
Hallo Christian,

ich denke, dass es viel einfachere Gründe für mangelndes Engangement auf klezmer.de gibt als z.B. "Klezmer ist out" (was ich eigentlich auch nicht glaube):

1. Die menschliche Natur.

Jeder, der schon einmal mit einer größeren Gruppe von Leuten etwas unternommen hat, stellt irgendwann fest, dass es zwei Gruppen von Menschen gibt: Ein paar wenige, die was tun und die vielen, die das Getane nutzen.

Die einen organisieren das Klassentreffen, alle anderen gehen einfach nur hin und haben einen schönen Abend. Die einen organisieren die Fahrt ins Allgäu, die anderen setzen sich einfach nur in den Bus und verbringen ein schönes Wochenende.

Und genausowenig wie der Organisator des seit 17 Jahren immer an Pfingsten stattfindenden Klassentreffens damit rechnen kann, im Februar des 18. Jahres den Anruf eines Mitschülers zu erhalten, der sagt: "Ich habe mir überlegt, dass Du armes Schwein seit 17 Jahren immer diesen Orga-Mist am Hals hast, Du hast sicher auch schönere Sachen zu tun, ab heute übernehme ich das!", genausowenig kann man wahrscheinlich als Betreiber einer Internet-Seite darauf hoffen, dass Leser der Seite von sich aus darauf kommen, auch mitzuschreiben.

Die Leser wissen nämlich einerseits gar nicht, dass ihre Meinung und Beiträge gefragt sind. Und andererseits spüren sie vielleicht gar keine Notwendigkeit, etwas zu tun, wenn doch andere da sind, die das bereits machen.

2. Wenn mit "Engangement" die Beteiligung an Diskussionen gemeint ist: Das Fehlen eines aktuellen Themas, über das man diskutieren könnte.

Über die Suche nach Mitmusikern in Oberschwalmbach oder die Noten von Jenseits der Stille kann man natürlich nicht diskutieren, dazu sind die Sparten "Kontaktbörse" oder "Noten und Texte" ja auch gar nicht da. Diese Sparten hat Stefan deshalb geschaffen, weil beim früheren "Schwarzen Brett" u.a. der Vorwurf kam, dass dieses so unübersichtlich sei, weil hier Kontaktanzeigen und Einträge zum Thema "Wird Feidman auf klezmer.de systematisch verunglimpft?" bunt gemischt waren. Ich finde, dass die Einteilung des Forums in Sparten sehr gut ist. Und wen die Kontaktanzeigen nicht interessieren, der muss ja nicht in die betreffende Sparte schauen.

Ich denke, dass es keine Diskussionen gibt, weil die Leser nicht wissen, worüber sie diskutieren sollen. Würde irgendwer ein Thema aufbringen, zu dem viele Leute etwas sagen können, würde sicher eine Diskussion stattfinden.

Ich habe das an unserer Tageszeitung gesehen. In der gibt es eine Sparte "Leserbriefe", die mehr oder weniger ruhig vor sich hindümpelt. Letzte Woche nun wurde ein Brief veröffentlicht, in dem ein Leser sich in unverschämter, unsachlicher Weise über alleinerziehende Mütter ausließ. Plötzlich ist eine ganze Anzahl anderer Leser "aufgewacht", inzwischen geht es bei den "Leserbriefen" richtig heiß her.

3. Die fehlende Einsicht, dass es ja schon "Engangement" wäre, wenn die Leser eine positive Rückmeldung gäben. Sowas wie "Lieber Stefan, letzte Woche habe ich Deine Besprechung der CD XY der Gruppe YZ gelesen und war deshalb gestern in deren Konzert. Und Du hast völlig recht: Sie sind super! Danke für den Tipp."

Solche kurzen Mails würden sicher schon viel bewirken, denn der einzige Lohn für die Arbeit, die sich jemand für klezmer.de macht, ist ja die Vorstellung, dass es Leute gibt, die sich dafür interessieren und es lesen. Aber das ist genau das Problem:

Schreibt man positiv, bekommt man gar keine Reaktion.

Schreibt man negativ, muss man sich ausführlichst rechtfertigen (bei der Band, bei Fans der Band, ...). Vielleicht wird sogar unterstellt, man habe bewusst andere schlecht machen wollen, Stichwort "geschäftsschädigend". Ein ganz heikler Vorwurf, besonders wenn man selber in einer Band spielt, denn damit steht natürlich die Vermutung im Raum, dass man andere madig macht, um selber besser dazustehen. Das kann dazu führen, dass Angehörige sich dumme Bemerkungen anhören müssen ("Sag mal: Diese Karen, die auf klezmer.de ... ist das etwa Deine Frau?").

Das führte bei mir dazu, dass ich schon seit Jahren nichts mehr für klezmer.de geschrieben habe, obwohl ich mehrfach die Möglichkeit gehabt hätte. Ich saß nämlich in Konzerten und überlegte, was ich für klezmer.de drüber schreiben würde. Wenn es was negatives war, dann dachte ich "Ich lasse es lieber, ich habe keine Lust, mich wieder rumzustreiten.". Wenn es nur ganz nett war, dann war mir zu unwichtig, um ein oder zwei Stunden in das Schreiben der Besprechung zu investieren. Und wenn es richtig gut war, dann gab's auf klezmer.de oft schon Besprechungen über Konzerte oder CDs dieser Gruppe, dann fühlte ich auch nicht den Drang, zum zweitausensiebenhundertsechundzwanzigstenmal zu verkünden, was für eine tolle Band ich gesehen hatte. Da gehe ich nach dem Konzert doch lieber noch in gemütlicher Runde zum Araber was essen, als den angebrochenen Abend mit dem Schreiben einer Konzert-Besprechung zu verbringen ;-)


Fazit: Ich denke, dass klezmer.de nur Bestand hat, wenn die "Macher" der Seite motiviert sind und Spaß daran haben, ihre Zeit zu investieren. Und den haben sie nur, wenn die Leser nicht nur konsumieren, sondern in irgendeiner Form aktiv werden. Wenn sich dazu aber keiner aufraffen kann, dann scheint die Existenz der Seite auch nicht wichtig zu sein. Und dann ist es ja eigentlich auch egal, wenn sich dort nichts tut.

Grüße
Karen

Christian Dawid

Montag, den 12. September, 2005 - 20:34
Lieber Stefan,

hab Deinen Beitrag vom Juni erst jetzt gelesen. Da auch ich einer der 'Wissensträger' bin, die sich auf klezmer.de vornehm zurückhalten, nehm ich doch wenigstens jetzt mal Stellung... meine Gedanken zur Kommunikationskrise auf klezmer.de führen mich zu drei Punkten:


1. WER
Schön, daß klezmer.de so oft aufgerufen wird. Aus der Menge der Klickenden lässt sich ja aber nicht auf eine Potential aktiv Kommunizierender schließen. Die Gruppe der tatsächlich an Diskussion, Szene und Fachidiotie Interessierten ist immer recht klein. Und bei einer Musik, die in Berlin keine Koffer hat, eben noch kleiner.
Und auch hier gibt's vielleicht drei Gründe für die schwache Web-Szenebildung, einen neueren, einen altbekannten und einen variablen.

a. Klezmer ist out.
Klezmer war eine Weile trendy und hat sogar, wenn auch sehr relativ, 'geboomt'. Nun ist der Trend vorbei. Das heißt, daß sich nicht mehr soviele normale Musikschaffende und -interessierte damit beschäftigen, sondern nur noch wir kauzigen.

b. Das Phänomen der 'zweiten Ebene'.
Klezmermusik scheint auf der ersten Ebene für unsere westlich-klasssisch geschulten Ohren leicht zugänglich und lebt aus der wirkungsvollen Spannung zwischen 'irgendwie vertraut' und 'aufregend fremd'. Auf der nächsten Ebene wird sie aber recht kompliziert, überaus komplex und weitaus schwieriger zugänglich. Nicht jeder hat Lust und Energie, ans Eingemachte zu gehen und den nächsten, viel größeren Schritt tatsächlich zu gehen.
Viele Klezmerbands kommen so schnell an einen Punkt, wo sich das Repertoire totgespielt zu haben scheint und suchen nach neuen Drogen, sprich außerklezmerischen Aufpeppern.

c. Klezmer ist hier selten jüdisch.
Der berühmte Bart ohne den Juden. Nun gibt's sattsam Gegenbeispiele wie Kulturen außerhalb ihres geographischen/soziologischen Ursprungs ein munteres Eigenleben führen, wie z.B. Barockmusik, oder Pizza. Dennoch, wer die Klezmerszenen in Nordamerika oder Russland sieht, kann nicht umhin festzustellen, daß die Frage der Wurzeln, der Identität eine Leidenschaft in die Diskussion bringt, die wir hier bislang kaum kennen.
Obwohl der Dialog mit russisch-jüdischen Einwanderern hier immer interessanter wird (einige der heute besten Klezmorim wie Stanislav Rayko und Mark Kovnatskyi leben inzwischen hier), und allgemein scheint mir das Ganze deutlich weniger befangen als vor zehn Jahren.


2. WO
Ich selbst rede und diskutiere schon viel über mein Fach. Nur nicht hier. Und zwar nicht, weil mir klezmer.de nicht gut genug ist, sondern weil es für mich viele andere (und praktischere) Gelegenheiten gibt.
Erstens ist da Ari Davidow's Jewish Music List, die international ist und der auch etliche deutsche Klezmorim, und Du ja auch, Stefan, angehören. Da ist ein Fachwissen versammelt, daß wir hier schon wegen der viel kleineren Gemeinschaft nicht zusammengetragen kriegen.
Zweitens habe ich persönlich das Glück, viele meiner Kollegen auf Festivals und Workshops zu treffen. Der Austausch ist also stetig, ausführlich und lebendig. (Am Ende des Sommers plagt mich dann eher der Histamingehalt von Freygish.)
Und auch die deutsche Szene trifft sich ja und tauscht sich in persona aus, z.B. bei den Klezmerwochen Weimar, innerhalb der Klezmertanz-Szene, in Valley, Wuppertal, Berlin, Nürnberg etc.


3. WIE
Ich würde mich weit aktiver an einer Diskussion beteiligen (behaupte ich jetzt einfach mal), wenn das Forum in eine Mailing List umgewandelt würde, oder so eine Liste zusätzlich geschaffen würde. Gerade für's Folgen und Speichern interessanter Themen und Diskussionen ist das wesentlich gebrauchsfreundlicher.
Zudem entwickelt der Teufelskreis LangweiligesPosting=GeringereResonanz lange nicht soviel Sogkraft. Eine Anfrage nach Mitmusikern in Oberschwalmbach klicke ich schnell weg, wenn ich in Husum wohne, wenn ich aber dafür online gehe, die Website aufrufe und mich durchklicke wird die Nachricht, die einfach nicht für mich war, doch eine kleine Enttäuschung.
(Und die Noten von Jenseits der Stille und Tumbalalaika habe ich nun einmal nicht.)

Ganz wichtig auch: privat lässt sich viel besser, und respektvoller, streiten. Wenn mein Statement ständig online ist, bin ich temperamentlos, oder ich krieg was auf den Deckel. Das kann richtig gehässig werden, da schweig ich dann lieber. Eine Mailing List hat den großen Vorteil, daß alle Beteiligten gewissen Spielregeln zustimmen, und das schafft Freiraum.

Denk mal drüber nach - ich wär dabei.
Und wenn Du tatsächlich noch jemanden brauchst, der Rezensionen schreibt...

Dank Dir jedenfalls dafür, daß es dieses Forum immer noch gibt!
Christian

Peter Schneider

Freitag, den 09. September, 2005 - 23:13
Hallo Stefan (alias gus)!

Im August las ich Ihren Beitrag, der mich betroffen gemacht hat. Ich bin einer von denen, die mit „Bitte setz ein link auf unsere homepage“ kamen, und habe hierbei auch noch 2 – 3 x nachgefragt. Vor dem Hintergrund dieses Beitrages verstehe ich Ihren Frust und auch den Ärger nur zu gut. Bitte entschuldigen Sie meine Gedankenlosigkeit!

Sie fragen sich, woher es kommt, dass bei klezmer.de so wenig Interaktion läuft – als Laie und Ehemann einer Klezmermusikerin kann ich da nur Vermutungen äußern. Als derjenige, der für die Webpräsenz der Band „Dance-of Joy“ zuständig ist, kann ich sagen, dass ich klezmer.de als ein Dienstleistungsunternehmen angesehen hatte und dabei aus den Augen verloren hatte, dass sich dahinter ein persönliches (und wie ich finde hervorragende) Anliegen und ganz viel freiwilliges Engagement verbirgt, und vor allen Dingen jemand, der auch die Früchte seiner Arbeit ernten will. Bei mir war das Folge der Unpersönlichkeit einer Internet-Informationsgesellschaft – ich bin nachdenklich geworden und unterscheide nun aufmerksamer zwischen kommerziellen Seiten und solchen wie klezmer.de.

Dass die Musiker selbst so wenig klezmer.de mitformen könnte vielleicht daran liegen, dass sie recht viel zu tun haben oder lieber spielen als schreiben. Möglicherweise kämpfen sie auch um jeden Auftritt und ums Überleben ihrer Band oder haben einen aufreibenden Hauptberuf.

Die Zugriffszahlen zeigen, dass die Seite gut angenommen wird – als Informationsgrundlage. Das finde ich eine sehr gute Sache, denn Klezmer und die dahinterstehende vergangene bzw. neu definierte Kultur hat in Deutschland mehr Bedeutung, als nur oberflächlich folkloristischen Flair und die Verbreitung des Wissens über die Hintergründe finde ich enorm wichtig.

Einer der Gründe für die spärliche Diskussion könnte sein dass sich nur wenige gut genug im Klezmer auskennen, um etwas zu diskutieren – das trifft so jedenfalls auf mich und fast alle Bekannte zu, die gerne die Konzerte meiner Frau hören. Wir sind da wie die Leser Ihrer Seite – wir hören gerne die Musik, fühlen uns belebt von deren Emotionalität und Kraft, wir finden die Informationen über Klezmer interessant, die sie bei jedem Konzert einstreut, aber wir gehen mit einer gewissen Unverbindlichkeit wieder in den Alltag.

Außerdem glaube ich, dass viele Klezmer einfach nur schön finden wollen, aber sich nicht mit Hintergründen und Details belasten wollen. Denn in Deutschland kann man sich – wenn man ehrlich ist - weder als Deutscher noch als Jude völlig unbelastet über jüdische Musik äußern (Gerade deshalb könnte die Diskussion über diese Musik und ihre Hintergründe ja auch bereichernd - und klärend? - sein).

War es denn von Anfang an so, dass so wenig diskutiert wird? Und wie ist das in vergleichbaren Seiten, z.B. mit Klezmershack?

Jedenfalls brachte mich Ihre sehr persönliche Stellungnahme dazu, mitzudiskutieren.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Schneider

Marcel

Donnerstag, den 30. Juni, 2005 - 22:34
Hallo Stefan,

es tut mir leid zu hören, dass Du so frustiert bist. Ich bin Dir und allen die mitarbeiten wirklich dankbar für Euer Engagement. Ich glaube, dass Ihr wirklich ein tolles Forum für Klezmer bietet. Schade, dass sich in letzter Zeit so wenige beteiligen. Ich muss mich da auch an die eigene Nase packen. Wenn Du willst, mache ich mich mal wieder auf die Suche nach Dates für die Terminseite. Bitte Stefan gib nicht auf. Es wäre wirklich schade um die Seite. Und alle die können und wollen, bringt Beiträge auch wenn es nur ein Eintrag im Forum ist, wenn jemand eine neue CD herausgebracht hat.

In dem Zusammenhang. Es gibt eine neue CD von Brave Old World. Endlich haben sie ihr Programm mit den Liedern aus dem Ghetto von Lodz veröffentlicht. Ich habe sie noch nicht, aber ich bin sehr gespannt.

Viele Grüße,

Marcel

gus

Montag, den 27. Juni, 2005 - 13:33
Hallo Bernd,

Vielen Dank für Dein treffendes posting!

Ein paar sehr persönliche Worte dazu:
Ich hatte vor inzwischen etwa 6 Jahren klezmer.de gegründet in erster Linie mit der Absicht ein Forum zu schaffen für jüdische Musik allgemein und Klezmer im Speziellen.
Eine Plattform für aktiven Austausch und Diskussion zum Thema.
Das war ne ganze Menge Arbeit und ich habe viel meiner wenigen Freizeit reingesteckt.
Ich wollte immer rege Anteilnahme und ein Mitmachen der Leser, schon alleine um der Meinungsvielfalt willen.

Leider hat sich entgegen meinen Erwartungen über die Jahre keine wirkliche Community gebildet.
Musikinteressierte, die ihre Begeisterung mit anderen teilen und sich ins Zeug legen auch wenn dafür keine direkte Gegenleistung zu erwarten ist. Vielleicht war ich ein wenig naiv, vielleicht hätte ich auch mehr Beteiligung erzielt wenn ichs anders angepackt hätte.

Die Seitenzugriffs-zahlen auf die site sind gut, sehr gut. Daran kanns nicht liegen.
Aber irgendwie klappts nicht mit der aktiven Teilnahme.
Stattdessen kamen und kommen täglich Anfragen nach dem Motto:
"Bitte setz eine link auf unsere homepage..." oder
"Der Termin xy muß unbedingt ganz schnell auf die Veranstaltungsseite..." bzw.
"Unsere CD hast Du noch nicht besprochen. Bitte nicht vergessen..." oder
"Ich brauche dringend Noten von xyz" usw. usw.
Sprich: Ständig Forderung und gezielte Handlungsanweisungen.
An sich ja auch ganz in Ordnung und von mir nicht bös gemeint.
Nur habe ich einfach das dumpfe Gefühl dass die Mehrheit der Leser zwar "haben will" und fordert aber andererseits nicht bereit ist zurückzugeben und beizutragen.
Es kommen einfach viel zu selten Beiträge welcher Art auch immer, Artikel und Diskussionen, sei es im Forum.
Nach wie vor veröffentliche ich jeden fachlichen Betrag so zeitnah es geht (meist 1-2 Tage nach Erhalt).

Die einzigen Diskussionen kamen in der Vergangenheit immer dann zustande, wenn wir eine CD/Gruppe verrissen hatten weil sie Müll gespielt hatten und sich die Damen/Herren auf den Schlips getreten fühlten. Diese Diskussionen waren bis auf 1 Fall relativ unergiebig.
Das Forum spiegelt ein wenig wieder was ich meine:
Keine Diskussionen über Musik, keine Auseinandersetzungen über Interpretationen, keine fachlichen Tipps, keine Diskussionen zur site usw.
Die Mails die bei mir aufschlagen sind direkter, sachlicher und zielgerichteter als das Forum. Trocken wie Sahara-sand.

So wie es sich momentan verhält macht es mir schlichtweg keinen Spass. Punkt.

Warum es bei klezmer.de nicht klappt mit der Interaktion weiss ich nicht und auch hier würde ich mich freuen auf Rückmeldung & Diskussion. Eure Meinung!
Ich bin viel im Internet unterwegs, beruflich und privat und kenne viele Interessengemeinschaften die äußerst rege sind, bei denen viel passiert in jeder Hinsicht.

Woran liegts?
- an der Art und Weise wie klezmer.de aufgemacht ist?
- daran dass kein Mensch die Musik hört? Bzw. keiner von der Musik begeistert ist?
- Hörer die Musik zwar gerne hören aber sich nicht wirklich aktiv damit befassen wollen?
- die Musik so langweilig ist dass man darüber nicht diskutieren kann?
- die Leute schreibfaul sind?
- die passive Erwartungshaltung der internet-informationsgesellschaft?
- daran dass sich keiner über jüdische Themen zu diskutieren traut weil sich schon genügend Leute daran die Finger verbrannt haben?

Nein, ich habe das Projekt klezmer.de (noch) nicht aufgegeben. Nur momentan fehlt mir schlicht die Motivation so weiterzumachen wie bisher. Ich verbringe momentan meine freie Zeit lieber mit meiner Frau und meinen 3 Kindern oder setze mich privat mit Musik auseinander.

Die Aufforderung mitzumachen und klezmer.de zu formen richtet sich nicht nur an die "klezmer-Hörer", sondern vor allem an die praktizierenden Musiker, also die Wissensträger, welche auch wirklich etwas beizutragen hätten. Aber von denen hört man überraschenderweise am allerwenigsten (mit wenigen lobenswerten Ausnahmen wie Günther)

Mein Angebot: Ich veröffentliche jeden fachlichen! Beitrag wenns geht sofort (unformatierter Text + gegfalls Bilder), mind. innerhalb von 2 Tagen (Im August-Urlaub kanns auch etwas länger dauern).
Ich werde wieder anfangen selbst zu schreiben wenn ich das Gefühl habe ich bin hier nicht allein.
Wenn sich an der allgemeinen Lethargie nix ändert werde ich über das Motto von klezmer.de "unabhängig, werbefrei, kompromisslos" nachdenken müssen. Wär schad...

Grüße,
Stefan (alias gus).

Marcel

Freitag, den 24. Juni, 2005 - 09:30
Hallo,

vielleicht müssten sich einfach mal ein paar Leute außer den üblichen finden, die gerne etwas schreiben. Stefan ist bestimmt froh über jede Plattenkritik oder Konzertbericht. Also deshalb, schreibt Leute.

bernd

Freitag, den 24. Juni, 2005 - 00:25
hallo !
es ist schade, dass zur zeit überhaupt nichts auf der seite passiert. irgendwann verliert man das interesse und schaut garnicht mehr rein.
ich fände es wichtig, dass immer etwas interessantes oder neues oder irgendwas passiert, damit es für die besucher spannend bleibt. es ist langsam öde, immerwieder die neuigkeiten von vor 2 monaten zu sehen, wenn man auf die seite klickt!
macht doch mal wieder irgendwas.

grüße
bernd


Eine Nachricht hinzufügen


Benutzername:  
oder: "Anonym" senden
eMail-Adresse: