KlezKamp:
The Yiddish Folk Arts Program, die wohl bedeutendste
Anstrengung zur Bewahrung und Entwicklung jiddischer
Kultur in den USA, installierte schon bald nach
seiner Einsetzung vor nun beinahe anderthalb
Jahrzehnten eine Kinderabteilung. Über Jahre
hinweg erlebten Kinder alljährlich jiddische
Kultur, um als Erwachsene wiederzukommen und
womöglich eigene Kinder mitzubringen. Angeleitet
wurden (und werden) diese KlezKids u.a. von
Obi-Preisträgerin Jenny Romaine und dem Jiddischisten
Jeffrey Salland. Di Grine Katshke ist
vielfältig damit verbunden. Alle beteiligten
Musiker und Sänger unterrichten bei KlezKamp,
Ko-Produzent Lorin Sklamberg (wohlbekannt durch
die
Klezmatics)
ist KlezKamp´s Chief Coordinator und Vizechef
bei Living Traditions, der Sponsororganisation
von KlezKamp – die mit dieser CD erstmals auch
als Label auftritt und so ihren eigenen Anspruch
einlöst. Daneben fungiert LTD´s Chef, Henry
Sapoznik, in dieser Produktion als Gast.
Eine durchweg gelungene Produktion.
Der Kern der Beteiligten sind Sklamberg/Teitelbaum/Brody
und Warschauer, bei einigen Liedern kommen unaufdringlich
Gäste dazu. Lorin Sklambergs und Paula Teitelbaums
Stimmen ergänzen sich hervorragend, ihre Interpretationen
der Lieder sind weder süßlich noch “arty”, sondern
sie machen einfach SPASS. Lauren Brodys Akkordeon
gibt den Liedern eine russische Ambiente und
einen sehr selbstbewußten Rhythmus. Zusammen
mit Jeff Warschauer schafft sie es, daß die
Arrangements vertraut klingen und an Lieder
aus der eigenen Kindheit erinnern.
Und mindestens bei einem der Lieder
begann ich erstaunt mitzusingen, auf deutsch;
Fun a kleynem grinem hoyz (Vom kleinen grünen
Haus) kannte ich, einschließlich der im
Booklet beschriebenen dazugehörigen Handbewegungen.
Im Jiddischen ist das Haus grün und von einem
Menschen (anstatt von einem Reh) bewohnt, ansonsten
ist der Text fast identisch: Helf mir, helf
mir, schrajt der hojs, ej der jejger schisst
mir ojss! Kum-sche, hejsele, arajn, gliklech
weln mir sajn (Hilfe, Hilfe, große Not, gleich
schießt micht der Jäger tot. Bittebitte laß
mich ein, reich mir deine Hand). Ich war
nicht zu überrascht. Diese Art von Kinderlieder
sind die eigentlichen Volkslieder, und die existieren
in jeder Sprache angesiedelter Umgebungskulturen
(noch heute werden manche Ukrainer fuchsteufelswild,
wenn man 7:30 als jüdisches Repertoire
bezeichnet; als ukrainisches Volkslied kenne
ich es mit dem russischen Titel Sjem Sorok,
was exakt dasselbe bedeutet. Siehe auch Der
Terk in Amerike und das türkische Volkslied
Üsküdara, von dem es natürlich auch eine
griechische Version gibt).
Hervorheben möchte ich den Titelsong Di
Grine Katshke (Die grüne Ente). Es ist für
mich die gelungendste Interpretation auf der
gesamten CD. Henry Sapoznik produziert eine
Dichte und einen Spaß, die die besten Kinderlieder
ausmachen.
Das letzte Lied lernte Lorin Sklamberg von
der seit einigen Jahren in Berlin lebenden Sängerin
Inna Slavskaya, die es von ihrer Mutter kennt.
Bewertung:
|