Kommentar zu einzelnen
Stücken:
Wander ich mir lustik Das
bekannte russiche „Jablotschko“ (Äpfelchen)
mit einem jiddischen Text des amerikanischen
Sängers Nathan „Prinze“ Nazaroff. Der Held des
Liedes hat alles verloren: Sein Geld an der
Wall Street, seine Mühle durch den Sturm. Weib
und Kuh durch den Tod. So braucht er sich um
nichts mehr zu kümmern und kann unbeschwert
durch die Welt wandern. Die einzige mir bekannte
Version des „Shlimasslnik“ (Pechvogel) ist von
Francois Lilienfeld auf der Platte „Schpil dos
lidl“. Sehr schöne Melodie verständlicher Text,
gut gesungen und lustig gespielt. Für meinen
Geschmack eines der schönsten jiddischen Lieder
überhaupt. Super!
Rumenje Rumenje Glanznummer
des legendären Stars auf dem jiddischen Broadway,
Aaron Lebedeff. Sehr schnell und sauber gespielt.
Die Geige ist teilweise etwas wirr und nervt
recht schnell.
Dwe Gitary Das berühmte russische
Zigeunerlied „Zwei Gitarren“. Anders als der
Titel hier vermuten lässt, in einer Version
für Solo Balalaika. Durchwachsenes Stück mit
angenehmer russischer Melodie, teilweise langsamer
und mal schneller gespielt, eher mäßig.
Verka Kaludzerka Romalied der Sängerin
und Schauspielerin Olivera Vuco aus einem sozialkritischen
jugoslawischen Film über das „Zigeunerleben“
in der Vojvodina. Die Herren der Schöpfung verspotten
eine Frau namens Vera, die freiwillig oder unfreiwillig
das bei den Roma ungewöhnliche Los einer Unverheirateten
getroffen hat. Das Lied ist ein schönes gesungenes
Stück, leider ist mir die Sprache nicht bekannt.
Es erinnert stark an spanische Volksmusik. Schön
anzuhören, gefällt mir sehr gut.
Warshawer Broygez Tanz Klezmer
Trilogie wie sie oft bei Hochzeiten gespielt
wurde. Zuerst der bekannte der „Warshawer Freilach“
von Abe Schwartz geht in den Brojgess Tanz über,
wobei das Wort „brojgess“ (böse) hier auf die
Schwiegermutter zu beziehen ist. Als Ausklang
der Trilogie folgt das Stück „Chossn Kale Massel
Tow“ in einer veränderten Version. Das Stück
stammt von Henri Gerro aus Buonos Aires, einem
bekannten jiddischen Sängers der Nachkriegszeit.
Insgesamt eine sehr schöne Interpretation bekannter
Stücke. Den Gesang bei „Chossn Kale Massel Tow“
hätte man weglassen können, ist das Stück doch
eher als instrumentale Version bekannt, und
der Gesang ist sehr ungewohnt und passt auch
nicht recht zu dem Stück.
Boris Karloff´s Racenica
Eine Sammlung von Racenica Melodien, einer bulgarischen
Tanzform im 7/16 Takt nach dem Akkordeonisten
Boris Karloff. Als Gast ist bei diesem Stück
Franka Lampe am Akkordeon zu hören. Ein fröhlicher
Tanz, der überhaupt nicht zum Rest der Platte
passt. Gefällt mir persönlich überhaupt nicht.
Majn Schtetele Beltz Uralter
Klassiker aus Amerika. Standardtitel.
Bis in wajssn tog Festlicher
Hochzeitsmarsch unbekannter Herkunft. Typischer
Marsch, schön gespielt aber kein Ohrwurm. Ganz
gut gemacht. Ist soviel ich weiss auch auf der
Platte „Channukah Festival of Lights „ von Ot
Azoy zu hören. Die Version von Ot
Azoy ist aber wesentlich angenehmer zu hören.
Hier etwas schleppend und leirig, da die Instrumente
zu dem Titel einfach nicht passen.
Buran Unbekanntes Lied mit russischem
und romainischem Text. Etwas wirre und seltsame
Melodie. Gefällt mir überhaupt nicht.
Hora á la Fromm´s Langsame
Hora und schnelle fröhliche Sirba aus Rumänien
auf der Violine gespielt. Hört sich interessant
an, aber das Stück ist mir zumindest in dieser
Version nicht bekannt. Sehr fröhlich gespielt
mit viel Engagement.
Der Kortnschpiler Henri Gerros
Chanson über das Laster des Spielens ist ein
typischer Vertreter jiddischer Salonmusik, wie
sie seit den fünfziger Jahre gespielt wurde.
Das ganze Lieben wird hier mit einem Kartenspiel
verglichen, bis man vor dem Tod sein Blatt auf
den Tisch legt und passen muss. Schön gesungenes
Lied mit verständlichem Text, aber für meinen
Geschmack zu unmelodisch. Trotzdem ein sehr
seltenes Lied, das es bis jetzt von keiner anderen
Gruppe zu hören gibt.
Poljuschko Laut Kasbek eine
Kreuzberger Kneipenversion eines der beliebtesten
russischen Melodien, die man hierzulande kennt.
Typisch russische Melodie, habe ich zuvor noch
nicht gehört, gefällt mir aber sehr gut.
Majn schejne Bessarabianka Diese
rumänische Doina zählt heute zu den Nationaltänzen
Moldaviens, monotone Melodie und Gesang. Anstrengend
anzuhören....teilweise grauenhafte Töne auf
der Violine - überhaupt nicht mein Geschmack,
viel zu unmelodisch.
Niska banja Gewöhnungsbedürftiges
Lied in Romani und Serbisch. Die Melodie ist
bei genauem Hinhören bekannt, aber ansonsten...
Wodka gorkaja Noch eine russisch
jiddische Weise des fahrenden Sängers Nathan
„Prince“ Nazaroff. Russische Melodie mit jiddischem
Text, sehr langsam gesungen. Nicht mein Fall.
Fazit:
Ein Fazit fällt hier nicht leicht. Die Gruppe
Kasbek hat einen völlig eigenen Stil, der gefällt
oder auch nicht. Die ersten Lieder der CD sind
typisch jiddische Titel, die erstklassig umgesetzt
sind. Viele weitere Lieder sind wohl bekannte
russische Titel, die teilweise schön aber auch
anstrengend anzuhören sind. Im Gegensatz zu
der Platte „Klezmer a la russe“ ist diese
Platte eine bunte Mischung verschiedener Lieder
aus mehreren Ländern. Eine Interessante Zusammenstellung
der Titel, und sicherlich nicht nur für Klezmer-Fans
gedacht. Man braucht viel Zeit für die CD und
muss sich selbst seine Meinung darüber bilden.
Die Informationen im Booklet sind umfangreich
und interessant.
Bewertung:
Interpretation
Virtuosität
Spielfreude
Aufmachung
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